Ein Hauch von Hollywood in Flamatt

Diese Postkarte zeigt eine längst vergessene Episode aus der Geschichte von Flamatt: Ganz links an der Hauptstrasse nach Wünnewil ist nämlich ein Kino zu sehen. Ein Kino in Flamatt? Das gab es tatsächlich, von 1951 bis 1968.

Die Nachkriegszeit ist in der Schweiz das goldene Zeitalter des Kinos. Vom Kinofieber lassen sich auch zwei junge Flamatter anstecken. Bereits im September 1949 beginnen Paul Oppliger (1926–2019) und Hermann Bichsel im Saal des Hotels Moléson in Flamatt Kinofilme zu zeigen. 1951 bauen die jungen Filmenthusiasten nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt an der Ecke Freiburgstrasse-Neueneggstrasse ihr eigenes Kino, das sie am 23. November 1951 mit dem amerikanischen Drama «Johnny Belinda» eröffnen.

Mit dem Hollywood-Streifen «Johnny Belinda» öffnet das Kino Flamatt seine Tore für die Besucher. (Inserat in den «Freiburger Nachrichten» vom 22. November 1951)
Zur Eröffnung des Kinos erschien in den «Freiburger Nachrichten» vom 1. Dezember 1951 eine Sonderseite. (Anklicken zum Vergrössern)

Der Kinosaal war 9 mal 16 Meter gross und bot Platz für 200 Zuschauerinnen und Zuschauern. Die Billette kosteten damals zwischen 1 Franken und 2.50. Vorstellungen gab es nur am Wochenende. Filme wurden am Freitag- und Samstagabend gezeigt, am Sonntag gab es eine Nachmittags- und eine Abendvorstellung.

Der Wochenendbetrieb deutet darauf hin, dass Oppliger und Bichsel ihr Kino nicht hauptberuflich betrieben, sondern als Nebenerwerb. Paul Oppliger war Spengler-Sanitär, 1953 machte er das Eidgenössische Meisterdiplom als Sanitär. 1946 stieg er als Betriebsleiter in die Sanitär- und Spengler-Firma ein, die sein Vater Léon Oppliger 1919 in Flamatt gegründet hatte (später zügelte sie nach Neuenegg). 1999 übergab Paul Oppliger das Geschäft L. Oppliger Söhne an seinen Sohn Heinz Oppliger.

Über Hermann Bichsel konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen.

Nur «gute, einwandfreie Filme»

Kinos hatten in den 50er-Jahren nicht immer ein gutes Ansehen. Manches Kino genoss wegen der gezeigten Western- und Gangsterfilme einen zweifelhaften Ruf als «Revolverküche». Die jungen Flamatter Kinobetreiber wollten derartige sittliche Bedenken gegen ihr Unternehmen von Anfang an zerstreuen. In einem Bericht in den «Freiburger Nachrichten» vom 1. Dezember 1951 zur Eröffnung versprechen sie, es sei «ihre erste und vornehmste Aufgabe, die Besucher nur mit guten, einwandfreien Filmen zu erfreuen» und nur Filme zu zeigen, «die von der freiburgischen kant. Filmzensurstelle geprüft wurden».

17 Jahre lang zeigte das Kino die grossen Hollywood-Streifen, Heimatfilme, Western und ab und zu auch Kinderfilme. 1968 war aber Schluss mit der Kino-Herrlichkeit in Flamatt. Am 10. März 1968 lief im Kino der Farbfilm «Heidi», danach fiel der Vorhang für immer. Der Betrieb wurde eingestellt, der Vorhang und die Bestuhlung verkauft.
Das Kino wird später abgerissen. Heute steht an seiner Stelle das Möbelgeschäft Schaller. Stephan Moser

Mit «Heidi» geht die Kino-Ära in Flamatt 1968 definitiv zu Ende. (Inserat in den «Freiburger Nachrichten» vom 8. März 1968)

Wissen Sie mehr?
Wieso die Betreiber ihr Kino nach 17 Jahren schliessen, wird aus den Quellen nicht klar. Vielleicht wurde die Belastung, das Kino neben dem Hauptberuf zu betreiben zu gross? Oder rentierte das Kinogeschäft nicht mehr? Vielleicht wissen Sie mehr? Erinnern Sie sich an das Kino? Wissen Sie Genaueres über die damaligen Betreiber und die Gründe für die Schliessung? Dann melden Sie sich bitte.

Erzählen Sie diese Geschichte weiter.

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